Gezeitentörn 2017
Von St. Malo an der französischen Nordküste bis ins südenglische Segeleldorado, den Solent und die Isle of Wight, und wieder zurück führte der ÖSYC Gezeitentörn 2017. Die Kanalinseln lagen auf dem Weg und der Ärmelkanal musste in beide Richtungen überquert werden.
In St. Malo standen für den Törn zwei SO 379 –„Jazz“ und „Teeyah III“ – mit zwei Rudern und einem Hubschwert bereit. Teil 1 des Törns führte von St. Malo nach Southampton und nach Crewwechsel in Southampton führte Teil 2 des Törns wieder zurück nach St. Malo.
Von St.Malo nach Southampton auf des SO 389 “Teeyah-III” vom 08.07 – 18.07.2017
Als ob Segeln an und für sich nicht schon genug Herausforderung ist – nein, ein bisserl was geht immer noch! Genau aus diesem Grund haben wir uns entschieden, den Ärmelkanal zu überqueren und im Solent zu segeln. Und genau für diesen Törn haben wir uns gut vorbereitet.
Der Reed´s Almanach wurde zur Lektüre Nr. 1 – Ab sofort überall und in jeder freien Minute mit dabei.
Gezeiten von über 10 Metern und Strömungen in Geschwindigkeiten, die unserem Bootsspeed entsprechen, wollten berechnet werden.
Obwohl dieser Törn nicht mit Sonnenbaden und feinen Abenddinners lockte war schnell eine Crew gefunden. Diese musste in der Vorbereitung das gleiche Procedere mit Berechnungen von Gezeiten und Strömungen über sich ergehen lassen um den Anspruch eines Fortbildungstörns gerecht zu werden.
Nach einer Anreise mit Flugzeug und TGV startet in St. Malo in Nordwestfrankreich unser Törn.
Die starken Gezeiten im Hafen überraschen dann doch immer wieder unsere Neulinge.
Regel Nr. 1: Man muss immer Tide und Strömung vor dem Auslaufen berechnen. Nimmt man Wetter und Windrichtung auch noch ins Boot wird’s richtig spannend. Nicht umsonst verbringen wir viel Zeit um den Tagesplan zu perfektionieren. Und schließlich nicht zu vergessen die Uhrzeit! Wir springen mitten in diesem Gebiet von MEZ auf British Summertime und dies muss bei den Berechnungen mitbeachtet werden!
Die Inseln Jersey, Guernsey, Sark und Alderney belohnen uns mit lebendigen Häfen, spektakulären Küsten und anspruchsvollem Segeln. Schwellen, die sog. „Sills“, an den Hafeneinfahrten machen genaue Planung unverzichtbar. Extreme Strömungen wie „The Swinge“ und das „Race of Alderney“ werden wir immer in Erinnerung behalten.
Schon nach wenigen Tagen erreichen wir Alderney, unseren Absprungort für die Überquerung des Ärmelkanals. Als eine der meist befahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt gibt es einiges zu beachten, vor allem aber die dicken Brummer welche unseren Weg queren!
Der Wind ist gut und wie es sich gehört hat sich britisches Wetter eingestellt, das sich stündlich ändert. Unser Ölzeug findet seine Verwendung und so geht´s die ca. 60 Seemeilen in knapp 10 Stunden rüber nach England. Die Südküste von England und insbesondere der Solent gilt weltweit als Segelmekka. Dieses Revier mit seinen natürlichen Hindernissen, Strömungen und kräftigen Winden ist Schauplatz vieler namhafter Regatten. Neben traditionsreichen Hafenstädten wie Portsmouth, Southampton und Cowes findet man ebenso unberührte Natur, wie z.B. den Beaulieu River oder Newton Creek. Die Isle of Wight hat so schöne Küsten, dass wir uns entscheiden sie mit dem Schiff zu umsegeln. Am Ende des Tages machen wir direkt unter dem Spinnaker Tower in Portsmouth fest. Ein tolles Gefühl! Wir haben es geschafft und sind stolz. Am Eingang zu Portsmouth ist man nämlich ständig starkem Schiffsverkehr ausgesetzt. Schifffahrtsstraßen und Verkehrstrennungsgebiete dürfen nur nach vorheriger Anfrage und Erlaubnis über Funk befahren bzw. überquert werden.
In diesem Segelrevier wird einem nicht langweilig. Die Crew ist immer gefordert und genau das macht diesen anspruchsvollen Törn aus.
Schon die Frage nach der Uhrzeit hat oft Diskussionen ausgelöst, bis wir uns schließlich auf Ansagen wie „9/10/11“ geeinigt haben, was bedeutet: „9 Uhr UTC/10 Uhr brit.Summertime/11 Uhr Zeit zu Hause“ . Damit hatte jeder dann „seine“ Zeit.
Wer in all diesen speziellen Herausforderungen neue seglerische Aufgaben sieht kommt in diesem Segelrevier voll auf seine Kosten!
Skipper Roman Pötschner